Man soll Betroffene fragen, nicht Politiker

Welle von Gewalt schreckt Basel auf/Was ist bloss mit dieser Stadt?/Politiker nehmen Stellung; BaZ 29./30.5.12

Wen interessiert es, wenn Politiker wie SP-Präsident Martin Lüchinger erklären, sie persönlich fühlten sich sicher? Auch der abtretende Polizei- und Justizdirektor Hanspeter Gass hat sich bei früherer Gelegenheit so geäussert. Weder Lüchinger noch Gass sind zum  Beispiel Krankenschwestern oder Serviertöchter, die nachts auf dem Weg zur oder von der Arbeit die Angst beschleicht, Opfer einer Vergewaltigung zu werden, und dies keineswegs grundlos, wie die in der BaZ veröffentlichte Chronologie der in den letzten drei Monaten in Basel registrierten Gewalttaten belegt.

Etablierte Politiker sind auch keine Schüler oder gebrechliche Rentner, die befürchten müssen, wehrlos bedrängt, niedergeschlagen oder ausgeraubt zu werden. Die Erforschung der Befindlichkeit von gefährdeten Personen und solchen, die Opfer von Gewalt geworden sind, wäre aufschussreicher als die Befragung nicht betroffener Politiker.

Felix Feigenwinter, Basel

 

(Dieser Leserbrief erschien in der "Basler Zeitung" vom 1. Juni 2012)