"doppelstab" 22./23.Mai 1980

 

Spitzenathletinnen im Stadion Schützenmatte

Von Felix Feigenwinter

Verglichen mit den Zuschauermassen, die durch die beiden letzten Heimspiele des FC Basel ins St. Jakob-Stadion gelockt wurden (zusammen 40 000!), nimmt sich die Publikumskulisse bei Basler Leichtathletik-Veranstaltungen bedauernswert bescheiden aus. Die Zeiten, als Leichtathletikmeetings am Rheinknie von grosser Publikums-Wirksamkeit waren, sind längst vorbei. Es ist das Verdienst vor allem der beiden Stadtvereine Leichtathletik-Club (LC) Basel und Old Boys sowie des TV Riehen, dass im Stadtkanton trotzdem weiterhin beharrlich und zum Teil sogar sehr erfolgreich Leichtathletik betrieben wird.
 

Das verdient Beachtung, denn ein "Geschäft" ist der hiesige Leichtathletiksport, trotz seiner Vielfältigkeit und seiner auch fürs Auge oft attraktiven Präsentation, in keiner Weise. Von den unentwegten Idealisten, die sich in unbezahlter Freizeitarbeit uneigennützig diesem Sport in irgendeiner Funktion widmen, spricht in der Öffentlichkeit kaum jemand. Es gehört zur Stärke hiesigen Leichtathletik-Betriebs, dass er von der persönlichen Begeisterung tatkräftiger "Angefressener" getragen wird (und nicht etwa in erster Linie von Sponsoren).
 

Die Beziehung solcher Idealisten zur Leichtathletik ist von der Vorstellung einer erzieherisch besonders wertvollen Sportbetätigung zum Zweck physischer und psychischer Gesundheit geprägt. Solches Engagement scheint im krassen Widerspruch zu spektakulären Formen reiner Leistungs- und Schausportveranstaltungen zu stehen. Internationale Shows in der Art des viel zitierten, von Flutlicht bestrahlten Zürcher Abend-Meetings ähneln perfekten Zirkusveranstaltungen. Den amateurhaften Bestrebungen, mit geduldiger, stiller Kleinarbeit Nachwuchsförderung in den Vereinen zu betreiben, scheinen sie Hohn zu sprechen.
 

Show-Meetings mit importierten Super-Stars, wo Weltrekorde purzeln, fesseln zwar und wecken damit sicher auch Interesse wenigstens an einigen Disziplinen. Auf der Strecke bleibt aber die Freude an den vergleichsweise mittelmässigen sportlichen Leistungen, die ein durchschnittlicher Amateur zu erbringen vermag.
 

Aus solchen und anderen Gründen schreckte man am Rheinknie (bisher) zurück, ein "Super-Ding" à la Zürcher Star-Show für Basel zu organisieren. Trotzdem: Ganz ohne internationalen Glanz müssen die hiesigen Leichtathletik-Fans nicht auskommen. So wird am kommenden Pfingstmontag (26. Mai) bereits zum 17. Mal das Memorial Susanne Meier ausgetragen, ein internationales Damen-Leichtathletik-Meeting, das in vernünftiger Weise Sport und Zuschauer-Attraktion verbindet. Wohl auch im Zusammenhang mit dem Veranstaltungsprogramm B 80, also dank der Grün 80, hat sich der organisierende Leichtathletik-Club Basel dieses Jahr besonders angestrengt, ein ungewöhnlich spektakuläres Teilnehmerinnen-Feld an den Start zu kriegen.

So misst sich am kommenden Montag die schweizerische Leichtathletinnen-Elite mit hervorragenden Ausnahmekönnerinnen aus Norwegen, Rumänien, Holland, Belgien, Israel, Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland. Der Schwerpunkt dieses internationalen Kräftemessens liegen bei den Disziplinen 1'500-Meter-Lauf, Sprint und Hochsprung. Insgesamt sind 450 Athletinnen angemeldet, darunter 40 Ausländerinnen.

Der Eintrittspreis ist - vergleicht man ihn mit jenem eines FCB-Heimspiels - attraktiv wie das Meeting selbst: Erwachsene zahlen sechs Franken und haben dann das Recht, auf der Tribüne bequem Platz zu nehmen, und Kinder bis zu 16 Jahren sind gratis willkommen.