Toleranz und Gewalt
 
Leserbrief: Grenzen der Geduld und der Wut; BaZ 4.10.11
 
Grossrat Jürg Meier gebührt Dank für die differenzierte Betrachtung mitsamt der klaren Forderung, dass gehandelt werden muss, wo Körperverletzung und Sachbeschädigung drohen, und dass die Opfer Recht auf Schutz haben.
 
Das ist leider keine Selbstverständlichkeit angesichts der mainstreamig-modischen und ideologisch gefärbten Pseudoliberalität nach dem haarsträubenden Motto: Eingeschlagene Fensterscheiben und Köpfe sind der Preis unserer Freiheit.
Die gern verwendete Fragestellung „Rechtsstaat oder Polizeistaat?“ suggeriert, die Sicherung des Rechtsstaates sei ohne (verhältnismässigen) Polizeieinsatz und ohne polizeilichen Opferschutz möglich. Toleranz gegenüber Intoleranz und Gewalt ist immer kontraproduktiv, denn das Zulassen von Gewalttaten brutalisiert die Gesellschaft und führt zur Kapitulation des Rechtsstaates. Eine der Willkür von gewalttätigen Individuen und Gruppen ausgelieferte Gesellschaft wäre nicht weniger inhuman als ein diktatorischer Polizeistaat.
 
Felix Feigenwinter, Basel
 

(erschienen in der „Basler Zeitung“ vom 6.Oktober 2011)